Klagenfurter Literaturkurs
2023
26. Klagenfurter Literaturkurs eröffnet
2017 wurde der Literaturkurs bereits zum 21. Mal im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur von der Landeshauptstadt Klagenfurt und dem ORF-Landesstudio Kärnten veranstaltet. Entwickelt hat sich die Veranstaltung aus dem ehemaligen Bertelsmann-Stipendium bzw. dem späteren Bertelsmann-Literaturpreis.
Diese Auszeichnungen wurden in Klagenfurt in den Jahren 1993 bis 1996 vergeben. 1997 wollte die Verlagsgruppe Random House – damals noch als Bertelsmann Buch AG - gewissermaßen „literarisches Neuland“ betreten. Die prominente Berliner Literaturagentin Karin Graf, die für die Bertelsmann Buch AG als Kulturreferentin tätig war, initiierte und entwickelte gemeinsam mit einem Klagenfurter Team den "Klagenfurter Literaturkurs" als eine Art Sommerakademie für junge Autorinnen und Autoren. Von Anfang an standen nicht-öffentliche Tutoriumsgespräche der jungen Kollegen mit erfahrenen Autorinnen und Autoren – wie etwa Eva Demski, Eleonore Frey, Zsuzsanna Gahse, Katja Lange-Müller, Ilma Rakusa, Birgit Vanderbeke, Thomas Hettche, Michael Köhlmeier, Jürg Laederach, Robert Schindel, Ferdinand Schmatz und Ludwig Laher im Mittelpunkt. Ergänzt wurden die Gespräche durch öffentliche Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen und Diskussionen.
Gerne wurde – und wird – jenes Etikett verwendet, das auf die Literaturkritikerin Verena Auffermann zurückgeht. Sie bezeichnete den Literaturkurs als „Häschenschule“. Im zweiten Jahr ersetzten, nicht zuletzt auf Anregung der Stipendiatinnen und Stipendiaten, Podiumsdiskussionen die Vorträge. Ende 1998 endete allerdings das Engagement der Bertelsmann Buch AG beim Klagenfurter Literaturkurs. Für die Landeshauptstadt Klagenfurt und den ORF war aber klar, dass der Literaturkurs als sinnvolle und wirksame Maßnahme der Literaturförderung weitergeführt werden solle.
Seit 1999 wird die Veranstaltung vom Robert-Musil-Literatur-Museum, als Einrichtung der Kulturabteilung der Landeshauptstadt Klagenfurt, organisiert. Heimo Strempfl, der Leiter des Museums, und Doris Moser, die damalige Bachmann-Preis-Organisatorin, hatten ein verändertes Konzept für den Klagenfurter Literaturkurs entwickelt. Eine prominent besetzte Podiumsdiskussion wurde in den letzten Jahren durch eine Lesung einer früheren Stipendiatin oder eines Stipendiaten ersetzt.
Gelesen haben unter anderem folgende AutorInnen: Luise Maier („Dass wir uns haben“, Wallstein Verlag), Bastian Schneider („Vom Winterschlaf der Zugvögel“, Sonderzahl), Martin Kordic („Wie ich mir das Glück vorstelle“. Roman, Hanser), Gisela Müller („ON/OFF“, edition wildeprosa), Lisa-Maria Seydlitz („Sommertöchter“, DuMont). Die Tutoriumsgespräche sind Kernpunkt und wichtigster Teil der Veranstaltung geblieben.
Ein Blick in das Archiv der Veranstaltung auf der Website Bachmannpreis.ORF.at zeigt, dass im Klagenfurter Robert-Musil-Literatur-Museum viele mittlerweile etablierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller als junge Autorinnen und Autoren zu Gast waren: Térezia Mora (1998) gewann bereits im darauffolgenden Jahr den Bachmann-Preis. Vladimir Vertlib (1998), ein österreichischer Schriftsteller russisch-jüdischer Herkunft, und der Autor, Reisejournalist und Übersetzer Martin Amanshauser (1998) waren in einer frühen Phase ihrer Karriere in Klagenfurt. 2005 hieß der Bachmann-Preisträger Thomas Lang (1999). Bov Bjerg (2001) ist in der Zwischenzeit zum Bestseller-Autor geworden. Der Schriftsteller Jo Lendle (1997) war bis 2013 verlegerischer Geschäftsführer im DuMont-Buchverlag. Er ist seit Anfang 2014 Chef des Carl Hanser Verlages. Die aus der Schweiz stammende Autorin Dorothee Elmiger (2009) macht mit einem Auszug aus ihrem Roman „Einladung an die Waghalsigen“ beim Bachmannpreis Furore und gewann dort den 2. Preis, den mit € 10.000 dotierten Kelag-Preis. Antje Rávic-Strubel, Julia Schoch und Annette Hug – alle drei waren im Jahr 2000 Stipendiatinnen in Klagenfurt – sind bereits als Tutorinnen nach Klagenfurt zurückgekehrt.
Und zwei ehemalige Stipendiatinnen werden sich im September 2017 sogar einen Preis teilen, nämlich Maike Wetzel (1998) und Daniela Dröscher (2008). Sie erhalten beide den Robert-Gernhardt-Preis 2017, der in Frankfurt am Main vergeben wird.
Eine Frage bleibt allerdings offen, nämlich jene, wo denn die "Häschen" abgeblieben sind. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Jahres 2017 organisierten sich zumindest noch in einer gleichnamigen WhatsApp-Gruppe. Darüber berichtete Cornelia Hülmbauer in ihrem Text #litku #tddl. Dort heißt es: "Häschen sent you a message"…