Arnold Pöschl ǀ Schaffenskraft

Bildband

 

Zart und entschieden
Vom fragilen Band zwischen Autor und Werk

Alfred Kolleritsch war dafür bekannt, dass er stets wissen wollte, wer hinter den Texten steckt, die ihm zugesandt wurden. "Kennst du den? Wie ist der so?", soll er seine Kollegen gern gefragt haben, wenn er die Verfasser nicht kannte. Zugleich: Alfred Kolleritsch war einer, dem die 'Ferne zur Poesie' stets eines der größten Übel war, einer, der jede Form der Vereinfachung im Betrachten von Kunst ablehnte, einer, der das komplexe Verhältnis zwischen Leben und Literatur präzise zu benennen wusste. Er gehörte freilich nicht zu jenen unbelehrbaren Simplifizierungsneurotikern, die Autor und Text gleichsetzen. Ganze Regale literaturtheoretischer Abhandlungen gibt es zu diesem Themenfeld. Fest steht indes: Feinde der Komplexität wie Vielfalt sind letztlich immer auch Feinde der Demokratie. Wer auf Vereindeutigung drängt, nährt sich von Vernichtungsfantasien, die zu verdrängen eine täglich notwendige zivilisatorische Großtat bleibt.

Literatur, wenn sie wirklich Literatur ist, ist immer mehr als das, was ist, immer mehr als der, der schreibt: Alfred Kolleritsch bringt dies in einem Brief an Peter Handke im Jahr 1985 folgendermaßen zu Papier: "das aufleuchten in büchern (in der kunst) ist vielleicht das einzige bleibende zeichen des ganzen, die kunst macht die wahrheit (das aufleuchten) seiend, in dem sie sie hervorbringt."

"Das fragile Band zwischen dem Werk und der Autorin/dem Autor, zwischen Kunst und Welt einzufangen: darum bemühen sich die Bilder Arnold Pöschls. Es zeichnet sie eine feine Mischung aus Zartheit und Entschiedenheit aus. Arnold Pöschls Fotografien verklären nicht, sie überhöhen nicht, sie degradieren die AutorInnen auch nicht zu Objekten, vielmehr werden diese mit einem zurückhaltenden, aber egalitären Blick eingefangen. Im Wissen, so scheint es, dass unsere individuellen Positionen in der Gesellschaft stets zwischen Handlungsmacht und Verletzlichkeit pendeln", wie es Max Czollek, einer der herausragendsten deutschsprachigen Intellektuellen der Gegenwart, in seinem Buch 'Gegenwartsbewältigung' formuliert.

Diese Bilder Arnold Pöschls nehmen keine Zuschreibungen vor, sie lösen sie vielmehr auf zugunsten der Möglichkeit eines neuen Blicks, der weiter, heller, beweglicher ist.

Erhätlich bei der Buchhandlung Heyn und im Robert Musil Literatur Museum

Arnold Pöschl. Schaffenskraft. Bildband. 2020
Eigenverlag